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© Andreas Overdick
Im dritten Jahr in Folge hat Timo Weishaupt, Professor für Soziologie mit Schwerpunkt Sozialpolitik an der Georg-August-Universität Göttingen, gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Kindern 150 Flyer in seiner Weender Nachbarschaft verteilt, ein Poster an seiner Bürotür in der Uni angebracht und auf Nebenan.de einen Spendenaufruf veröffentlicht. Insgesamt kamen Sachspenden in Form von Hygieneartikeln und Geldspenden in Höhe von über 1.000 Euro zusammen. Das meiste Geld hat er in 10 hochwertige Isomatten, 10 Paar warme Handschuhe und eine große Kiste voll mit neuer Herren- und Damenunterwäsche umgewandelt.
Mike Wacker, Leiter der Straßensozialarbeit des Diakonieverbandes Göttingen-Münden, freut sich über die Aktion: „In Göttingen gibt es einige Obdachlose, die dauerhaft draußen schlafen und in der Regel über wenig Geld verfügen. Diese freuen sich besonders über solche wichtigen Utensilien, die wir durch solche schönen Aktionen ausgeben können.“
Den Rest der Geldspenden übergab Weishaupt der Heilsarmee, die 16 Menschen in besonders schweren Lebenslagen Wohnraum und für bis zu fünf Männer eine Notunterkunft, drei warme Mahlzeiten und ein offenes Herz bietet. „Die Not der Menschen nimmt leider immer mehr zu“, stellt Esther Gulde, Leiterin der Heilsarmee fest. „Gerade die Weihnachtszeit, wenn die meisten Menschen die Zeit mit ihrer Familie im Warmen verbringen, ist für wohnungslose Menschen besonders schwer“.
Weishaupt forscht seit gut drei Jahren zum Thema Wohnungslosigkeit in Göttingen. Auf Basis von über 80 Gesprächen mit wohnungslosen Menschen, Mitarbeitern der Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, Fachkliniken und vielen anderen mehr ist für ihn klar: „Wohnungslosigkeit ist kein selbstgewählter Lebensstil. Wohnungslos wird nur, wer keine Alternativen hat.“ Ein zentraler Befund seiner Forschung ist, dass stabile und sichere Bindungen zu anderen Menschen der Schlüssel zur Überwindung schwieriger Lebenslagen darstellt. Zerrüttete oder gar zerstörte Bindungen wiederum können Wohnungslosigkeit auslösen. Für Weihnachten wünscht sich Weishaupt vor allem, dass mehr Menschen wohnungslosen Personen vorurteilsfrei begegnen, ihnen ein Lächeln schenken und sich vielleicht auch auf ein freundliches Gespräch einlassen.
Am 7. März 2024 findet im Tageszentrum an der Sternwarte die Projektabschlusstagung statt. Teilnahme ist über eine Anmeldung möglich.
