Land Niedersachsen startet Modellprojekt mit Straßensozialarbeit Götttingen

Wed, 07 May 2025 20:00:00 +0000 von Jeanine Rudat

© Jeanine Rudat
v.l.: Jörg Mannigel (Geschäftsführer Diakonieverband Göttingen-Münden), Mike Wacker (Leiter Straßensozialarbeit), Ilona Puntschuh und Johanna Meyer (Projekt Wohnraumaquise)
Am 01.03.2025 ist bei der Straßensozialarbeit Göttingen, eine Diakonieeinrichtung im Ev.-luth. Kirchenkreis Göttingen-Münden, ein innovatives Modellprojekt des Landes Niedersachsen zur Wohnraumakquise gestartet, das wohnungs- und obdachlosen Menschen den Zugang zu angemessenem Wohnraum erleichtern soll.
 
Im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung hat die Zentrale Beratungsstelle (ZBS) Niedersachsen mit Twistringen, Gifhorn, Hannover und Göttingen vier Modellstandorte ausgewählt, die in einer dreijährigen Modellphase (in Göttingen bis 29.02.2028) mit zusätzlichen Ressourcen unterstützt und fachlich im Rahmen einer Evaluation begleitet werden sollen. Danach ist in Göttingen eine Verstetigung des Projekts angestrebt, so Mike Wacker, Leiter der Straßensozialarbeit Göttingen.
Idealerweise entstehen daraus Beispiele guter Praxis, die landesweit umgesetzt werden können. Für den Geschäftsführer des Diakonieverbands Göttingen Jörg Mannigel ist das Projekt sehr wichtig. „Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Wohnungsmarkt alleine die Wohnungslosigkeit bzw. die Wohnraumvermittlung nicht regeln wird. Wir brauchen da schon Unterstützung für bestimmte Zielgruppen. Hier die Zielgruppe derjenigen, die in besonderen Lebenslagen, unter besonderen sozialen Schwierigkeiten leben. Das bedeutet faktisch, wenn wir es hier nicht schaffen, den sozialen Aspekt hineinzubringen, in die Vermittlung der Wohnungen, die es am Markt gibt, dann sind sie die ersten, die hinten runterfallen.“
 
Der Erfahrungsaustausch und die Vernetzung der Projekte sollen durch drei Begleitveranstaltungen gefördert werden. Die Auftaktveranstaltung fand am 5. Mai in Hannover statt. Staatsekretärin Dr. Christine Arbogast betont in ihrem Auftaktimpuls: „Wohnen ist ein Menschenrecht – eine Wohnung bietet Privatsphäre und Schutz. Wer seine Wohnung verloren hat, braucht Unterstützung bei der Wiedererlangung eines Rückzugsortes. Stigmatisierung aufgrund einer schwierigen Lebenslage müssen wir überwinden.“ Je Standort und Jahr unterstützt das Land Niedersachsen diese Bemühungen mit einer Kostenerstattung in Höhe von voraussichtlich 173.105 Euro.
 
Durch die langjährige erfolgreiche Arbeit des mittlerweile verstorbenen Mitarbeiters Gerd-Rüdiger Reich in der Wohnraumvermittlung der Straso war Göttingen Impuls- und Ideengeber für das Projekt Wohnraumakquise. Reich hatte durch sein gut aufgebautes Netzwerk mit Eigentümer:innen jedes Jahr für bis zu 70 Wohnungslose ein neues Zuhause finden können.
 
Seit dem 1. März ist Johanna Meyer als Sozialarbeiterin im Projekt tätig und weiß, wie groß die Wohnungsnot in Göttingen ist: „Für Stadt und Landkreis Göttingen erfasste das statistische Bundesamt (Stichtag: 1. Januar 2023) zuletzt 1.350 Wohnungslose. Diese Zahl wird auch in Zukunft weiter steigen. Der Bedarf an bezahlbaren Wohnungen ist also sehr hoch. Für unsere Arbeit zählt jedoch jede einzelne Wohnung, die wir an einen Menschen vermitteln können, der sich in einer schwierigen Lebenslage befindet und dadurch Mut und Hoffnung für die Zukunft schöpfen kann. Auch über Vermietende, die nur eine Wohnung zur Verfügung stellen können, freuen wir uns sehr, denn dadurch können Sie ein Leben verändern.“
 
Neben Meyer arbeitet Bauingenieurin Ilona Puntschuh im Projekt mit. Obwohl jede Wohnung zählt, wird nicht in jede Wohnung vermittelt. „Grundsätzlich gucken wir uns jede Immobilie an, ob die Kosten der Unterkunft angemessen sind, ob die Quadratmeter angemessen sind und dann schauen wir, ob der Mieter oder die Mieterin zu der Wohnung bzw. in die Hausgemeinschaft passt.“
 
„Die Mitarbeitenden des Modellprojektes sind sowohl für die Vermietenden ansprechbar, als auch für die Mietenden“, erklärt Straso-Leiter Mike Wacker. „Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass es äußerst selten Schwierigkeiten gab. Falls es doch dazu kommen sollte, gehen unsere Sozialarbeiter:innen den Problemen nach und kümmern sich um eine Lösung.“
 
Wenn Sie Wohnraum zur Verfügung stellen können, wenden Sie sich gerne an Ilona Puntschuh oder Johanna Meyer unter der E-Mail-Adresse: wohnraumakquise.straso.goettingen@evlka.de oder per Telefon: 0551/5179824.
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