Die Straßensozialarbeit (Straso) hat zehn Winterschlafsäcke für ihre Klient:innen von der Johanniter-Hilfsgemeinschaft Göttingen (JHG) erhalten. Außerdem organisiert die JHG mindestens 20 Sheltersuits für die Klient:innen der Einrichtung des Diakonieverbands im Ev.-luth. Kirchenkreis Göttingen-Münden.
Der Sheltersuit wurde von einer niederländischen Stiftung entwickelt und ist eine wind- und wasserdichte Jacke mit einem durch einen Reißverschluss angekoppelten Schlafsackaufsatz, verpackt in einem Seesack. Die Jacke besteht aus hochwertigem, atmungsaktivem Zeltstoff. Das Innenfutter besteht aus Upcycling-Schlafsäcken. Die große Kapuze schützt das Gesicht vor Regen und Straßenlaternen und enthält einen integrierten Schal. Der Schutzanzug wurde entwickelt, um in kalten Klimazonen getragen zu werden. Er hält Temperaturen bis zu minus 20 Grad aus und hat einen Wert von rund 300 Euro.
„Ich habe den Sheltersuit bei der Bundestagung der Johanniter kennengelernt“, so der zweite Vorsitzende der JHG Gerhard von Hugo. „Da wir uns schon sehr lange vielfältig für die Straßensozialarbeit Göttingen engagieren, haben wir 2023 Kontakt zur Straso aufgenommen und daraufhin fünf Sheltersuits für die Straso gespendet.“ Das Werk des evangelischen Johanniterordens engagiert sich seit über sieben Jahren für die Straso. Sie stiftet beispielsweise das Essen für die Weihnachtsfeier und engagiert sich finanziell und personell für verschiedene Projekte der Straso.
Ralf Bokelmann lebt seit ca. drei Jahren auf der Straße. Er nutzt den Sheltersuit seit kurzer Zeit und ist begeistert: „Er hält wunderbar warm und da der Sheltersuit unten nur mit Druckknöpfen verschlossen ist, kann man sich auch bei Gefahrensituationen schnell daraus befreien.“
Jetzt, wo der Winter wieder vor der Tür steht, hat die JHG weitere Sheltersuits für die Straso bestellt. „1.000 Stück werden zentral von den Johannitern aus Münster an ihre Organisationen vor Ort verteilt“, erklärt der erste Vorsitzende der JHG Arnold von Zepelin. Die JHG in Göttingen habe sich für 40 Stück angemeldet und geht davon aus, mindestens 20 Stück zu erhalten, die dann an die Klient:innen der Straso weiterverteilt werden können. Zusätzlich und als Soforthilfe hat die JHG zehn Winterschlafsäcke an die Straso übergeben. Diese können auch bei nicht ganz so kalten Temperaturen genutzt werden und sind leichter, als die Sheltersuits. Da beim Leben auf der Straße die Schlafsäcke schneller verschleißen, wird immer Nachschub benötigt.
„Wir haben uns über die großzügige Spende der JHG sehr gefreut“, so der Leiter der Straßensozialarbeit Mike Wacker. „Die Winterschlafsäcke sind immer gut nachgefragt und auch die neuen Sheltersuits werden schon sehnsüchtig erwartet.“ Dennoch gibt Wacker zu bedenken, dass der Sheltersuit das letzte Mittel ist, bevor man erfriert. „Die Stadt Göttingen und die Heilsarmee bieten Notschlafplätze an und unser übergeordnetes Ziel ist es, die Menschen sicher unterzubringen. Die Anzüge sind für die Menschen gedacht, die eine solche Unterkunft aus den unterschiedlichsten Gründen nicht nutzen können oder wollen.“ 20 bis 40 Personen, schätzt Wacker, leben derzeit auf der Straße. 1350 Menschen seien wohnungslos, wozu auch Menschen in Geflüchteten- oder Obdachlosenunterkünften oder Personen zählen, die bei Verwandten und Bekannten untergekommen sind.
Zusätzlich zu den Schlafsäcken und Sheltersuits können sich die Gäste der Straso im Winter in der Teestube aufhalten, ein warmes Mittagessen erhalten, eine heiße Dusche nehmen oder sich Winterkleidung in der Kleiderkammer aussuchen.